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Präsidentin besucht Berufsschule

Die Präsidentin des Zentralrats der deutschen Juden, Frau Dr. Charlotte Knobloch, nahm sich am
Donnerstag, den 1. Juli 2010, eine Stunde Zeit, um aktuelle Fragen von Berufsschülerinnen und
Berufsschülern zu beantworten. Der Termin kam auf Initiative von Herrn Honisch zustande.
"Ich bin gerne zu Ihnen gekommen, um jungen Menschen Rede und Antwort zu stehen, als Deutsche
jüdischen Glaubens! Denn Sie sind nicht für die Greueltaten der Deutschen verantwortlich! Aber in Ihrer Hand
liegt es, dass sich ein Holocaust niemals mehr wiederholt."
Damit war der Bann gebrochen in einer Veranstaltung mit 200 Schülern, in deren Verlauf nicht weniger als 20
Frage gestellt wurden.
Die Vorsitzende steht an der Spitze von ca. 120 Tausend in Deutschland lebenden Juden und machte in ihrer
sehr persönlich gehaltenen Eröffnungsrede eines deutlich. "Immer wieder haben mir engagierte Deutsche
geholfen, das NS-Regime zu überleben." Als damals 6-Jährige hastete sie an der Hand des Vaters durch die
Stadt, in der am 9.November 1938 die Nazis die Münchner Hauptsynagoge niederbrannten. Die Nazizeit
überlebte sie bei einer katholischen Familie in Franken, die sie als ihr uneheliches Kind ausgab. Von den
Schilderungen ihrer vielfältigen Erlebnisse als Judenkind in Nazi-Deutschland zeigten sich die Schüler
sichtlicht bewegt.
Die neue Synagoge am Jakobsplatz ist der größte Neubau eines jüdischen Gemeindezentrums in Europa
nach dem Krieg und unumstößlich mit ihrem Namen verbunden. Deswegen auch die Frage aus der
Lehrerschaft, warum nicht in der Herzog-Max-Straße gebaut wurde, dem Ort der alten Münchner
Hauptsynagoge? Dr. Knobloch verwies in ihrer Antwort hauptsächlich auf die Sicherheitsaspekte. 
 "Ob es stimme, dass das Frauenbild im Judentum ein sehr traditionelles sei", fragte eine Lehramtsstudentin.
Sie verwies dabei auf eine Stelle in einem jüdischen Gebetsreim. Dort heißt es, "… täglich danke ich als
Mann meinem Herrn, dass ich keine Frau geworden bin!" Die Präsidentin gab zu, dass ihr diese Stelle
bekannt sei. Sie werde umgehend genauer danach forschen.
Eigentlich wollte Frau Charlotte Knobloch in den Fünfziger Jahren nach Amerika auswandern, doch dann
kamen die ersten beiden von drei Kindern und sie blieb in Deutschland, gemeinsam mit ihrem jüdischen
Mann. Damit war die Antwort auf die Frage verbunden, warum sie nach 1945 als Jüdin in Deutschland
geblieben sei.
Selten äußert sie sich distanziert, meist nimmt sie spontan Stellung, nicht abstrakt oder intellektuell. Zur
aktuellen Tagespolitik gefragt – am Vortag ihres Besuchs wurde der neue Bundespräsident Christian Wulff
gewählt -  erklärte sie, dass er ihr Wunschkandidat gewesen sei.
Obligatorisch die Frage aus der Schülerschaft nach den Zahlungen Deutschlands an die Juden, 65 Jahre
danach. Vorab legte die Präsidentin Wert auf die Feststellung, dass "Israelitisch nicht mit Israelisch" zu
verwechseln sei. Ihre Kulturgemeinde sei "israelitisch", also eine Gemeinschaft für Menschen mit jüdischem
Glauben und Kultur.  Bezogen auf die Entschädigungszahlungen verwies sie auf den 31. Dezember 1969.
Danach endete die Frist für die Antragsannahme für Entschädigungsleistungen durch die Bundesrepublik.
(Anm.: Lt. Wikipedia betrugen die Gesamtzahlungen bis 2008 im Rahmen der Wiedergutmachung ca.
66 Mrd. EU.) Aktuell erhalte die Israelitische Kultusgemeinde als Organisation die üblichen staatlichen
Zuwendungen, wie jede vergleichbare Einrichtung in Deutschland. Ebenso der dazugehörige einzige jüdische
Kindergarten Oberbayerns und die im September 2007 wieder eröffnete Sinai-Grundschule.
(Bericht: Honisch)

 

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Seite geändert am: 05.08.2010

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